Die Monate April bis Juli waren wieder sehr ereignisreich, hier die Höhepunkte.
Pünktlich zum Start des lang ersehnten Frühling Ende April starteten wir das Projekt „lass den Acker verschwinden“, d. h. unser kleiner Garten soll zum erweiterten Wohnraum für uns vier werden. Wir bestellten also bei meiner geliebten Onlineplattform Taobao einige Gartengeräte wie z. B. Spaten, Rechen, Gartenschlauch, etc. sowie Rasensamen und Dünger. Holger übernahm die Führung am Spaten und mir blieb die Macht über den Rechen… erst mal alles umgraben, Unkraut raus, aufhaken und mit Rasensamen beschmeißen. Dann begann die Zeit des mehrmaligen täglichen bewässern verbunden mit der Hoffnung auf Grün. Doch dieser Prozessschritt lies ewig auf sich warten, es vergingen fast vier Wochen bis die ersten Grashalme sprießten. Doch es hat sich gelohnt, nun können wir im Garten (und nicht mehr auf einem Acker) mit Freunden grillen und die Sonne genießen.
Besonderes viel Freude habe ich an unserem Wildblumen Beet. Unsere Hochzeitsgäste können sich bestimmt noch erinnern, die Gastgeschenke, gestempelte Tütchen mit Wildblumen Samen. Vom Gartentisch aus ständig im Blick eine wilde, bunte Farbenpracht mit diesen schönen Erinnerungen an unsere Hochzeit, da wächst die Liebe! Außerdem lockt die Wiese auch immer vereinzelt Insekten wie Schmetterlinge oder Bienen an und SternSchnuppe haben dadurch auch immer was zu schauen. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen solch einen pflegeleichten und den Insekten zugutekommenden farbenfrohen Bereich anzulegen. Wenn einer unserer Hochzeitsgäste das auch gemacht hat, freue ich mich sehr über Fotos.
Auch darf ich mich nun als stolze Besitzerin des chinesischen Führerscheins bezeichnen. Leider wird die deutsche Fahrerlaubnis nicht anerkannt, deswegen musste ich eine Prüfung ablegen. Hierzu habe ich einige Wochen mit der App „Drive in China Prüfung“ gelernt. Gott sei Dank ging das auf Deutsch und auch musste nur eine theoretische Prüfung absolviert werden. Aber ich musste dafür schon pauken und auch war die Übersetzung der Fragen vom Chinesischen ins Deutsche manchmal sehr schlecht und glich einem Rätselraten. So flog ich also Ende April nach Beijing um dort 100 aus möglichen 1.569 Fragen innerhalb von 45 Minuten am PC zu beantworten. Mit einem Ergebnis ab 90% hat man bestanden und über meine 94% habe ich mich sehr gefreut. Allerdings musste ich dann wieder, aufgrund eines Feiertages, gut zwei Wochen warten, bis der Führerschein ausgestellt war und endlich in Changchun eintraf. Seit dem kämpfe ich mich durch den chaotischen Verkehr und hoffe dass die Hupe niemals ausfällt, ohne diese geht hier nämlich gar nichts.
Und wo ich schon mal beim Thema Mobilität bin, meine geliebte Vespa ist ja in Bayern geblieben, aber auch hier in China nenne ich seit kurzem einen Roller mein Eigen. Allerdings besteht hier ein großer Unterschied. Mein chinesischer Roller ist von der Marke Xioami, ist schwarz, fährt elektrisch und ich bin stehend unterwegs. Für kurze Wege ohne viel Last nutze ich ihn mehrmals in der Woche. Und auch Holger hat sich von unserer Lieblingsmarke Xioami ein elektrisches Klappfahrrad gekauft. Hier in China sind fast alle zweirädrigen Vehikel elektrisch unterwegs, auf diesen Zug springen wir gerne auf.
Im Mai war es dann endlich so weit, unser erster Besuch aus Deutschland! Holgers Schwester Julia besuchte uns und wir bereisten gemeinsam Guilin und Hongkong. Dieser Reisebericht folgt in Kürze. Wir hatten eine phantastische Zeit, Danke Julia!
Nun möchte ich noch einen emotionalen Tag beschreiben. Organisiert durch die Auslandshandelskammer meldete ich mich für den Besuch eines privat geführten Tierheims an. Jeder Tierbesitzer wird jetzt wohl schon mitfühlen können. Am Stadtrand von Changchun, eine knappe Autostunde entfernt, betreibt Frau Luo ein Tierheim. Sie tut dies mit leidenschaftlicher Hingabe und hat sogar ihr eigenes Haus verkauft um das Gebäude mit den vielen Tieren finanziell stemmen zu können, sie schläft sogar bei den Tieren. Der Außenbereich umfasst die größeren Hunde und im Gebäude gibt es unzählige viele Katzen und kleine Hunde. Frau Luo berichtet davon wie sie einzelne Tiere vor z. B. dem Schlachter gerettet hat und das ihr schon manche Menschen Tiere unter falschen Angaben abgekauft haben um diese dann wieder zu schlachten. Sehr grausam. Hier in China herrscht noch nicht das gleiche Verständnis von Haustieren wie bei uns. In der Fußgängerzone ist oft zu beobachten, dass dort keine 6 Wochen alte Hunde- oder Katzenbabys auf der Straße zum Verkauf angeboten werden, wie Ware ohne Gefühle, nur zum Geld verdienen. Ich würde dann am liebsten immer zu den Verkäufern gehen und fragen wieviel Geld sie im Monat zum Leben benötigen damit sie aufhören Tiere zu züchten und wie eine leblose Ware zu verkaufen, ihnen die genannte Summe geben damit dieser Zustand endet.
Auch berichtet Frau Luo, dass sie oft Tiere beim Tierarzt rettet. Erstmal ein süßes kleines Tierchen gekauft, dann kommen die ersten Krankheiten oder Impfungen stehen an und da lassen dann ab und an die Menschen die Tiere einfach beim Arzt, weil sie vielleicht die Kosten nicht tragen können oder sie keine Lust mehr auf das Tier haben. Frau Luo ist eine ältere Dame und hat nur von zwei Menschen gegen Bezahlung beim Säubern der Käfige und beim Füttern Unterstützung. Und aufgrund der schlechten Erfahrungen bei der Abgabe von Tieren trennt sich nur sehr selten, so dass das Heim sehr voll ist. Ich bewundere ihr Engagement sehr, so dass mir meine Futterspende sehr schäbig vorkam. Der Besuch hat mich sehr nachdenklich gemacht und zeigt mir wie machtlos ich bin. Solange in der Gesellschaft noch nicht das gewisse Maß an Wohlstand erreicht ist, dass Tiere als Lebewesen betrachtet werden wird sich hier nichts ändern. Denn, dann im Gegenteil, hier im Compound gibt es sehr viele Hunde oder auch Katzen die wohlhabenden Besitzer haben und diese gehen sehr gut mit ihnen um. Auch wenn der Pudel von gegenüber im Winter einen Mantel und Schuhe trägt, er hat ein liebevolles Herrchen, welches unsere Ansicht von Tier Wohl teilt und lebt. Auch wenn meine Futter-/oder finanziellen Spenden nur ein kleiner Tropfen für Frau Luo sind, und viele der Tiere seit etlichen Jahren in ihrem Heim leben und dort sterben werden, ich unterstütze sie.
Im Juni trafen dann unsere nächsten Besucher ein, 我的爸妈 meine Eltern. Die Wiedersehensfreude nach fast einem Jahr war groß und die Neugier „wie lebt denn unsere Tochter mit ihrem Mann hier so“ auch. So erkundeten wir Changchun und Besuch unter anderem den Blumenmarkt, die großen „Obi-Hallen“, einige Shopping Malls und natürlich auch diverse chinesische Restaurants. Das Wochenende nutzten wir um mit dem Schnellzug nach Shenyang zu fahren um dort eine kleine verboten Stadt und einen Park zu besichtigen. Die restliche Zeit verbrachten wir dann in unserem erweiterten Wohnraum. Mein Vater zimmerte uns mit seinem handwerklichen Geschick, unter Hilfe seiner zwei fleißigen Gesellinnen, zwei Türen in das Katzennetz. Jetzt können wir endlich vom Garten aus in die mit Wein bewachsene Laube gehen. Die zweite Tür erlaubt es uns den nächsten Zwischenweg Richtung Mülltonnen und Tiefgarage zu erreichen. Die für die Türen benötigen drei Meter langen Holzlatten besorgten wir im ums Eck gelegenen kleinen Handwerker-Laden, wobei das Highlight der Transport dieser war. Die Lieferung der Latten erfolgte nämlich durch einen älteren Chinesen mit seinem selbstgebauten Vehikel, welches aus einem Fahrrad mit Motor und einer Ladefläche bestand. Ich durfte oben drauf mitfahren um den Weg zu weisen und gab natürlich ein lustiges Bild im Straßenverkehr ab. Der Ausländer mit seinen Holzlatten auf einer ur-chinesischen Karre. Wir hatten eine tolle Zeit und die zwei Wochen verfingen wie im Flug.








