Vor ein paar Wochen noch als unvorstellbar und mit einem „das würde ich nicht machen“ abgetan war es nun Realität… sich freiwillig für 2 Wochen allein in einem 20 qm (inkl. Bad) kleinen Hotelzimmer „einsperren“ zu lassen.
Das mir durch die Regierung zugewiesene Quarantäne Hotel lag ca. 10 Autominuten von unserem Apartment entfernt an einer vielbefahrenen Hauptstraße. Kurz vor Mitternacht dort angekommen wurden ich und meine Habseligkeiten erstmal ausgiebig desinfiziert und mir wurden die Regularien, ausschließlich auf chinesisch, erklärt. Unter anderem hieß es nun: Das Zimmer zu verlassen ist grundsätzlich nicht erlaubt, außer es steht ein Corona Test an. Auch ist strikt darauf zu achten die 2x täglich gemessene Körpertemperatur pünktlich zu melden. Und sollten grippeartige Symptome auftreten ist das Personal umgehend zu unterrichten.
Beim öffnen der Zimmertür und dem Anblick der unhygienischen Zustände wurde es mir dann alles zu viel und ich konnte die Tränen nicht länger unterdrücken. Es waren in allen Bereichen noch die Spuren des vorherigen „Gastes“ zu sehen und die Raumtemperatur lag bei rund 16 Grad. Aber wenigstens hatte ich fließendes Wasser und nahm eine aufwärmende Dusche um irgendwie einschlafen zu können.
Den ersten Schock überwinden war an Tag 1 erst mal Kraft sammeln & nach vorne sehen angesagt. Ich hatte Glück, denn das Hotel gestattete einem Sachen von außerhalb anliefern zu lassen. Holger versorgte mich dann umgehend mit einem großen Koffer voller nützlicher Utensilien. Somit krumpelte ich die Ärmel hoch, packte Putz-/Desinfektionsmittel aus und am Ende des Tages hatte ich meine vorübergehende Unterkunft in eine saubere Umgebung verwandelt. Auch war die Internet Geschwindigkeit miserabel und es gab über das Hotel kein Toilettenpapier, kein Trinkwasser und keine Müllbeutel. Doch mit der Unterstützung von Holger und einiger chinesischer Liefer-Apps konnte dieser Mangel ausgeglichen werden.
… und die tägliche Versorgung mit Essen? Da bot das Hotel 3x täglich eine chinesische „Lunchbox“ an, welche vor die Tür gelegt wurde. Allerdings, wer mich kennt, der weiß da bin ich raus. Diesen Versorgungskanal habe ich umgehend abbestellt. In kluger Voraussicht hatte ich deutsches „Fast Food“ in meinen Koffer gepackt und der kleine Wasserkocher & mein auf Taobao online bestellter elektrischer Topf wurden zu meinen besten Freunden. Kulinarische Highlights gab es über meinen Mann und diese trugen jedes Mal dazu bei, dass meine Laune stieg.
Rückwirkend betrachtet hatte ich drei Rückschläge in dieser Zeit. An Tag 2 gab es überhaupt kein Leitungswasser, d. h. keine wärmende Dusche und keine Toilettenspülung. Aufgrund irgendeiner Störung mal wieder kein Leitungswasser zu haben kommt hier relativ häufig vor. Doch normalerweise kann ich dann immer in ein Café oder ähnliches flüchten und habe Leitungswasser auf Vorrat in einem großen Eimer gesammelt. Jetzt hieß es ausharren und auf Tag 3 hoffen. An Tag 3 kam dann langsam Wasser, anfangs nur braunes Wasser, zurück – blieb allerdings kalt. Tag 4 – Luxus, eine heiße Dusche! Zum Ende der ersten Woche erfuhr ich, dass mit mir angekommene Expats eine Sonderregelung nutzen konnten und bereits seit einigen Tagen Heimquarantäne machten. Ich freute mich für diese Personen hatte aber an dieser Zweiklassen-Behandlung sehr zu nagen. Mitte der zweiten Woche kam dieses der Freiheit beraubt zu sein Gefühl immer stärker hoch und die Tage zogen sich ewig hin.
Die Nacht meiner „Entlassung“ fühlte sich wie ein Befreiungsschlag an! Holger holte mich ab und wir fielen uns in die Arme! Daheim mit den Tigern zu kuscheln und frei zu sein weiss ich nun erst richtig zu schätzen. Ich muss nicht unbedingt nochmals in die Situation einer Isolation geraten, aber es war hier in China 中国 die einzige Möglichkeit wieder mit meinen Lieben vereint zu sein & für meine Familie nehme ich Vieles auf mich! Bleibt gesund!






