Wir waren mal wieder unterwegs und zwar um einen Klassiker in China zu besichtigen – die Terrakotta Armee nahe der Stadt Xi’an. Zeitlich nutzen wir die Tage rund um den Qingming Feiertag am 05. April aus, genauer gesagt von 04. bis 08. April reisten wir nach Nordwestchina. Diese Mal waren wir gemeinsam mit Simone on Tour, eine Arbeitskollegin von Holger. Ihr Verlobter hatte die Krieger bereits gesehen, sie noch nicht, somit waren wir zu Dritt.
Von Changchun nach Xi’an gibt es einen Direktflug, welcher uns spät abends in Xi’an stranden lies. Der Plan war schnell mit dem Taxi zum gebuchten Hotel, frisch machen und noch über die kommende Tage bei einem Feierabend Bierchen quatschen. Planen kann man ja viel, in der Realität kam es anders. Unser gebuchtes Hotel teilte uns sehr unfreundlich mit: 没有房间 „meiyou fangjian“, d. h. kein Zimmer, die hätten unsere Buchung angeblich nicht erhalten und wären ausgebucht. Das gesamte Personal war sehr unfreundlich und so stritten wir nicht länger rum und suchten uns online schnell ein anderes Hotel. Wir also wieder raus auf die Straße, doch kein Taxi in Sicht – nur Regen. Da kam ein Tucktuck Fahrer ums Eck und wir quetschten uns inkl. unserer vier Koffer in dieses winzige Gefährt. Jedes Schlagloch war in Kreuz und Po spürbar, aber wir hatten einen mordsspaß so surreal wie die Situation aktuell war. Hotel Nummer 2 hatte irgendwie unsere Onlinebuchung noch nicht erhalten und war auf einmal ebenfalls ausgebucht. In dem Gebäude gab es noch ein Hotel, also Hotelversuch Nummer 3, doch die hatten nur für eine Nacht zwei Zimmer frei, wir buchten also dann ein weiteres Mal online ein Hotel. Mittlerweile telefonierte Holger mit einem Arbeitskollegen, welcher Deutsch und Chinesisch spricht, und mit dessen Unterstützung klappt es dann endlich mit Hotel Nummer 4. Wir hatten gegen Mittnacht zwei Hotelzimmer für die nächsten 3 Nächte!
Unser erster Tag in Xi’an: Besichtigung der großen Moschee, kleine & große Wildgans-Pagode, Glocken & Trommel Turm Museum, Great Mercy Tempel, Spaziergang auf der Stadtmauer und ein Bummel über die „Schlemmerstraße“. Am Ende des Tages beim Vergleich unserer Schrittzähler zeigte meiner 13 km mit 20.594 Schritten an.
Qingming Feiertag Donnerstag, 05. April – eine Reiseführerin, welche wir wirklich nicht gebraucht hätten – Massen von Chinesen.
Gegen 8:30 Uhr trafen wir, wie mit dem Guide für unsere private Tour vereinbart, am Gelände der Terrakotta Armee ein. Doch wer war nicht da? Unsere Reiseleiterin. Wir mussten also warten und sahen schon, wie immer mehr und mehr Mensch ankamen. Dann sprach uns plötzlich eine durch den Guide geschickte Chinesin uns, wir sollten doch bereits zum Ticketschalten gehen, Tickets kaufen, dann käme der Tourguide. Während des Schlange stehen sprach uns Maja an, sie würde alleine reisen und ob sie bei uns und unserem Guide mitkommen könnte. Simone erkundigte sich kurz telefonisch und es war kein Problem, sogar der vereinbarte Preis veränderte sich nicht. Das hätte uns schon komisch vorkommen müssen. Nun wurden wir durch die Chinesin gedrängt in einen kleinen Bus einzusteigen, den Guide würden wir dann vor Ort treffen. Und dann die Überraschung: Eine Gruppe aus 25 bis 30 Touristen und unser Guide! Wir hatten also keine private Tour sondern eine Gruppenführung. So war das ja nicht vereinbart, gut, dass wir noch nichts bezahlt hatten. Wir waren sehr überrascht, schlossen uns aber erst mal der Gruppe an. Aber dann setzte unsere Guide noch einen drauf: Er karrte uns ins nirgendwo, erkälte dann das man an diesem Punkt des Geländes nichts sehen könnte, aber es gäbe eine Toilette. Dann wieder zurück in den Bus und nach gut 20 Minuten Stau stehen alles zurück auf Anfang: Wir standen wieder am Geländeeingang, nur das es mittlerweile 11 Uhr war und wir noch nichts gesehen hatten. Wir beschlossen dann die Gruppe zu verlassen, der Reiseleiterin ist es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, und es war völlig problemlos die Ritter ohne Führung zu besichtigen. Allerdings war es mittlerweile so voll geworden, dass wir nur noch durch die Besichtigungshallen geschoben wurden. Meiner Meinung nach war mindestens 1/3 aller Chinesen aus ganz China vor Ort! Man konnte kaum einen Blick auf die steinernen Herren erhaschen (ich hab Euch ein Video einfügt, leider konnte ich dieses nicht drehen, ich hoffe ihr verzeiht mir das). Holger, Simone und Maja kämpften sich tapfer durch die Massen, ich verließ die Halle bereits früher und da hatte ich noch ein vorerst einmaliges chinesisches Erlebnis.
Ich setze mich um die Wartezeit bequem zu verbringen zu einer Reihe ebenfalls pausierende Chinesen auf die Brüstung der Mauer einer der Hallen. Genoss ein wenig die Sonne und beobachtet das wilde Treiben der Massen. Dann stieg mir ein ekliger Geruch in die Nase, ich traute meinen Augen nicht. Direkt rechts neben mir hatte ein Vater seinem vielleicht dreijährigen Sohn die Hose runtergezogen und lies ihn direkt neben mir pinkeln! Einfach so auf die Brüstung der Mauer, mitten unter den sitzenden Menschen. Gott sei Dank lief der Urin nicht in meine Richtung, aber ich sprang trotzdem auf und setze mich nicht mehr hin. Wer weiß wieviel andere Mensch da schon das gleich getan hatten. Keine Minute später kam eine Putzchinesin mit ihrem, wie immer, sehr dreckigen Wischmopp an, wischte über den Fleck, die Sonne schien, ne Minute drauf und es entstand der Eindruck, als sei nie was gewesen sei. Ich war wirklich froh, als wir wieder in Xi’an waren.
Die folgenden Tage verbrachten wir dann wieder in der wirklich schönen und gerade so frühlingshaften Stadt, erkundeten ein paar Parks, das Künstlerviertel und weitere kleinere Tempel. Zwar ist es bei unseren Reisen schon das ein oder andere Mal vorgekommen, aber in Xi’an war es mehrmals täglich der Fall, dass Chinesen mit uns Fotos machen wollten. Ich glaube die fanden in erster Linie unsere blonden Haare so außergewöhnlich. Als Europäer ist man in Asien halt der Exot.
Mein Fazit: Xi’an erfüllt für mich die klischeehafte Vorstellung einer typisch, chinesischen Stadt – die steinernen Männer sehen mich nicht noch einmal – mit der chinesische „Toilettenkultur“ stehe ich auf Kriegsfuß.








Immer wieder toll deine Geschichten 😂 und Gott sei dank sehr wahrheitsgetreu , lg Susi
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